Noch ist es ziemlich still um Julia Zimmermann herum, doch das wird sich schon in ein paar Tagen ändern. Am 01. April eröffnet die Interims-Kindertagesstätte in der Liesel-Bach-Straße 9, die von der 24-Jährigen geleitet wird. "Am Gründonnerstag wird es einen Begrüßungsspielnachmittag geben, an dem Eltern und Kinder teilnehmen", erklärt die junge Frau den Ablauf des ersten Öffnungstages. "Die Eltern und Kinder sollen die Möglichkeit bekommen, in ungezwungener Atmosphäre die Räume kennen zu lernen."
Und die können sich sehen lassen. Zwei Erdgeschosswohnungen wurden miteinander verbunden. Insgesamt 155 Quadratmeter stehen den drei- bis sechsjährigen Flugfeldbewohnern zur Verfügung, der großzügige Schnitt, viel Licht und die moderne Ausstattung lassen keine Wünsche offen, auch wenn es hie und da noch Kleinigkeiten gibt, die es abzustellen gilt. "Im Moment bin ich eher Innenausstatterin", lacht Julia Zimmermann, die nach ihrem Studium an der Hochschule Esslingen erstmals eine leitende Funktion in einer Kindertagesstätte ausübt.
Sechs Flugfeld-Kinder werden es sein, die nach Ostern zur Eingewöhnung kommen. Einige von ihnen sind eben erst drei Jahre alt geworden. Die Einrichtung ist von 7 Uhr 30 bis 14 Uhr 30 geöffnet und Julia Zimmermann und ihre englischsprachige Kollegin Nicole Fehrenbacher werden alles dafür tun, damit sich die Kleinen richtig wohl fühlen. Denn das gehört zum Konzept des Betreibers educcare Bildungskindertagesstätten gemGmbH. Die Kita soll für die Kinder ein zweites Zuhause sein und eine familiäre Atmosphäre bieten. Die heimelige Umgebung soll dazu einladen, eigenes Handeln zu entwickeln, die Erziehung zu einem selbstständigen Menschen ist eine der Leitlinien des Betreibers. "Ein Kind erforscht seine Welt selbst. Deshalb sehen wir uns nicht als Entertainer sondern als Prozessbegleiter", erklärt Julia Zimmermann.
Seit 2001 betreibt die gemeinnützige Gesellschaft mit Hauptsitz in Köln bundesweit Kindertagesstätten, ist bundesweit anerkannter Träger der freien Jugendhilfe. Die Kindertagesstätte Stuttgart Hasenbergstrasse wurde zum "Mitglied im Netzwerk der UNESCO Projektschulen" ernannt. 120 Mitarbeiter setzen das Bildungs- und Betreuungsangebot um, das sich auf die Säulen Kreativität, Bewegungs-, Gesundheits- und Sprachförderung stützt. Die Bilingualität ist das besondere am Konzept des Betreibers. In allen educcare-Bildungsstätten wird neben der Muttersprache Deutsch auch Englisch gesprochen. Immersionsmethode nennt sich das im Fachjargon, sehr viel deutlicher wird dies jedoch durch den Begriff, den Julia Zimmermann benützt. Eine Art Sprachbad sei dies für die Kinder, sagt sie. In jeder Gruppe, so auch in der Flugfeld-Kita, gibt es eine Erzieherin, die mit den Kindern nur deutsch und eine andere, die nur englisch spricht. Die anfängliche Scheu vor der fremden Sprache verliere sich bei den Kindern jedoch ganz schnell, so Zimmermann.
Neben einem Atelier, das mit einer Staffelei und allen Materialien ausgestattet ist, um das künstlerische Potenzial zu fördern, gibt es einen großen Aufenthaltsraum mit Spielen und Büchern, ein Bauzimmer mit Klötzen und anderen Elementen, um Spiellandschaften zu gestalten sowie ein Essbereich mit 25 Plätzen. Was die endgültige Nutzung der Räume angeht, sind jedoch noch alle Freiheiten gegeben. "Wenn die Kinder lieber ein Rollenspielzimmer mit Verkleidungskiste statt dem Bauzimmer haben wollen, dann werden wir das gemeinsam umgestalten."
Bis der Außenbereich fertig gestellt ist, wird es jedoch noch einige Wochen dauern. Auf dem im Süden an die Richard-Kopp- Straße angrenzenden Baufeld werden dann auf ca. 400 Quadratmetern ein Sandbereich mit Sonnenschutz sowie Spielanlagen erstellt. "In der Zwischenzeit benutzen wir den großen Spielplatz in der Grünen Mitte", erklärt Julia Zimmermann. "Der Weg dorthin ist ja zum Glück nicht weit."
Ab Herbst soll es auch Mittagessen für die Kinder in der Tagesstätte geben. Ein Caterer, der die Ernährungsrichtlinien des Betreibers umsetzt, ist schon gefunden. Kindgerechte und gesunde Speisen kommen dann auf den Tisch, bei jeder Mahlzeit muss ein Gemüseanteil dabei sein, einmal in der Woche gibt es Fisch und Fleisch steht eher selten auf dem Plan.
Die Stelle bei educcare bezeichnet Julia Zimmermann als ihrer Traumjob, weil sie hier die pädagogische Arbeit mit der Leitungsfunktion der Einrichtung verbinden kann. In den nächsten zwei Jahren will sie Erfahrungen sammeln und ihr Know-how erweitern. "In einem kleinen Team haben wir die Möglichkeit, die Strukturen des Konzepts vorzuleben", erklärt die 24-Jährige. "Wenn es hier gut läuft, die Eltern, die Kinder und alle Mitarbeiter zufrieden sind, dann können wir das auf die neue und größere Kita in der Grünen Mitte übertragen." Dann nämlich kommen weitere Kinder- und auch zwei Krippengruppen (Kinder unter 3 Jahren) hinzu.
Doch von Gedanken an die Zukunft und den damit verbundenen Aufgaben lässt sich Julia Zimmermann noch nicht beeindrucken. Sie konzentriert sich auf den vor ihr liegenden Start, hält Kontakt zu den Eltern, lädt sie ein und plant Aufnahmen und Eingewöhnungsphasen. Die Bewältigung der administrativen Aufgaben bereitet ihr kein Problem, dennoch fiebert sie der Ankunft der Kinder entgegen. "Ich freue mich auf die Zeit mit den Flugfeld-Familien. Das wird bestimmt eine spannende Sache."