Von 1915 bis heute
Die Geschichte des Flugfeldes
100 Jahre Flugplatz Böblingen – während des Ersten Weltkriegs wurden auf dem Gelände des heutigen Flugfelds Flugzeugführer und Beobachter militärisch ausgebildet. Nach Kriegsende wurde das Areal zum Teil zurückgebaut. 1925 entstand auf dem Flugplatz einer der modernsten Flughäfen der damaligen zivilen Luftfahrt, der jedoch ab 1938 wieder militärisch genutzt wurde. Während des Zweiten Kriegs wurde Böblingen wieder Garnisonsstadt und der Flughafen teilweise zerstört. Nach Kriegsende übernahm die US-Army das Areal, unter anderem für ein Reparaturwerk. 1992 wurde das Gelände an den Bund übergeben. Im Sommer 2002 kauften die Städte Böblingen und Sindelfingen das Areal. Heute entsteht im Gemeinschaftsprojekt „Flugfeld Böblingen/Sindelfingen“ ein modernes Stadtquartier, das Wohnen, Arbeiten und Freizeitangebote vereint.
Von den Anfängen bis zum Landesflugplatz
Eine Kurzübersicht der Ereignisse finden Sie in unserer Zeittafel.
Der Flugplatz Böblingen wurde im Juli 1915 eröffnet, um dort Flugzeugführer und Beobachter für militärische Zwecke auszubilden. Dazu mussten zuerst die Bodenverhältnisse gerichtet werden. Es war sumpfig und uneben und die Flugzeuge konnten nur schwer starten und landen. Schon im Sommer 1916 durfte man hohen Besuch empfangen. Bei einem Schaufliegen war unter anderem Seine Majestät, der König von Württemberg, zu Gast.
1917 hatte die Fea 10 bereits eine Stärke von 2000 Mann erreicht und so entstanden bis zum Kriegsende nach und nach Start- und Landebahnen, Flugzeughallen und andere Einrichtungen. Als nach dem Versailler Vertrag sämtliche Flugzeuge zerstört werden mussten, erging auch der Befehl, mehrere Anlagen zu demontieren. Nur wenige Gebäude konnten stehen bleiben. Viele Hallentore wurden zugemauert. Der Flugplatz wurde weitgehend stillgelegt.
Der Landesflughafen kommt nach Böblingen
In den frühen 20er-Jahren versuchten Fliegerschulen und Luftsportgruppen die Anlagen zu nutzen. Offiziell war dies jedoch erst seit 1924 gestattet. Gleichzeitig bemühte sich die neu gegründete Luftverkehr Württemberg AG (LUWAG) um die Einrichtung eines Linienverkehrs. Ein Landesflughafen musste her. In der Diskussion war danach auch der Standort Cannstatter Wasen. Aber aufgrund der bereits guten Verkehrsanbindung entschied man sich zu Gunsten von Böblingen.
Am 20. April 1925 war es dann soweit. Das erste Linienflugzeug landete in Böblingen. Die Stadt Böblingen errichtete bald darauf eine neue Flugzeughalle. Ein für seine Zeit hochmodernes Empfangsgebäude mit Hotel, Restaurant, Zoll und Gepäckabfertigung stand zur Verfügung. Von Böblingen aus konnte man unter anderem nach Zürich, Berlin, München oder Frankfurt starten. Es gab insgesamt 8 tägliche Verbindungen, davon eine in die Schweiz. Anfangs konnten sich jedoch nur Wenige das Fliegen überhaupt leisten.
Hans Klemm: Ein Flugzeug für jedermann
Dass die Zukunft in der Luft liegt, hatte Hanns Klemm schon früh erkannt. Nach seinem Wechsel zur Daimler Motorengesellschaft kam er als Chefkonstrukteur des Flugzeugbaus nach Sindelfingen. Das Ziel von Klemm war klar definiert: Er wollte ein Volksflugzeug, ein in Anschaffung, Betrieb und Unterhalt kostengünstiges Flugzeug in Serie fertigen. Nach seiner Trennung von Daimler baute Klemm seine Firma Leichtflugzeugbau Klemm in Böblingen auf.
Der neue Landesflughafen bot ideale Startbedingungen für Klemm und sein Unternehmen, das damals bald zum größten Industriebetrieb in Böblingen wurde. Schließlich im Jahr 1939 beschäftigte er ca. 800 Mitarbeiter. Die schwachmotorigen, kraftstoffsparenden und umweltfreundlichen Flugzeuge aus der Produktion von Klemm zählen heute noch zu den bedeutenden Entwicklungen im Flugzeugbau.
Vom Zeppelin bis zum Zweiten Weltkrieg
Am 3. November 1929 machte das Luftschiff „Graf Zeppelin" seinen ersten Sonntagsbesuch in Böblingen. Es war um 9.04 Uhr in Friedrichshafen gestartet, flog gegen 12 Uhr mit 34 Passagieren an Bord über Stuttgart und landete um 12.55 Uhr auf dem Flugplatz in Böblingen – umringt von sage und schreibe 100.000 Menschen. In den darauf folgenden Jahren wurden weitere Flugtage veranstaltet; die Landung eines Zeppelins blieb dabei ein Höhepunkt, der die Massen immer wieder aufs Neue auf den Böblinger Flugplatz zog.
Luftpost via Böblingen
Ein besonderes Ereignis, das die Bedeutung Stuttgarts im Luftverkehrsnetz zeigte, war die Aufnahme eines planmäßigen Linienflugverkehrs zur Postbeförderung über den Südatlantik nach Lateinamerika. Als erste Luftverkehrsgesellschaft eröffnete die Deutsche Lufthansa 1933 diesen Dienst. Auf dem Jungfernflug im Februar 1934 wurde eine mit 38 Kilo Post aus allen Teilen des Deutschen Reiches beladene Maschine auf die Reise nach Marseille, Barcelona und Sevilla geschickt. Den Weg über den Atlantik nahm die Post jedoch vorerst per Schiff.
Blütezeit des Fliegens
Nach dem sich im Jahr 1935 der Luftverkehr erneut stark entwickelte kam der Böblinger Landesflughafen langsam an die Grenzen seiner Kapazität. Aus diesem Jahr datieren erste Überlegungen auf dem Fildern einen weiteren Flughafen zu errichten.
Erneute militärische Nutzung
Ab 1937 begann man Pläne zu realisieren, die die erneute Ansiedlung eines Fliegerhorstes vorsahen. Ein Jahr später erfolgte die Belegung des Flughafens mit militärischem Bodenpersonal. Ab 1942 war auch eine Flugzeugführerschule auf dem Areal ansässig. Mit dem Kriegsende fand die Fliegerei auf dem Ehemaligen Landesflughafen ein Ende.
Von den 50er-Jahren bis heute
Vom Ende des 2. Weltkrieges bis ins Jahr 1992 hatten auf dem ehemaligen Flughafengelände die Amerikaner das Hausrecht. Auf der großen Fläche war unter anderem ein Reparaturwerk für Fahrzeuge der US-Armee entstanden. Das stattliche Verwaltungsgebäude des früheren Landesflughafens, wurde zum Bürogebäude des Reparaturwerkes.
In den nachfolgenden Jahren befand sich das Gelände im Eigentum der Bundesvermögensverwaltung. Zahlreiche der inzwischen abgebrochenen Gebäude und viele Freiflächen waren durch vorübergehende Zwischennutzungen belegt.
Die moderne Geschichte des Flugfelds beginnt
Angesichts der Chancen, die eine Konversion des Ehemaligen Flughafengeländes im Hinblick auf die wirtschaftliche und städtebauliche Entwicklung der Städte Böblingen und Sindelfingen in sich birgt, beschlossen beide Kommunen im Sommer 2001, die Entwicklung des Geländes in eigener Regie zu betreiben. Für die Beplanung, Sanierung, Erschließung und Vermarktung gründeten sie im Mai 2002 den Zweckverband „Ehemaliges Flughafengelände Böblingen/ Sindelfingen". Aus dem städtebaulichen Realisierungswettbewerb ging als erster Preisträger die Arbeitsgemeinschaft Architektenpartnerschaft AP Mory, Osterwalder und Vielmo, Stuttgart, mit der Planungsgesellschaft Freiraum + Städtebau Hans Kienle, Stuttgart, hervor.
Die Arbeitsgemeinschaft erstellte gemeinsam mit dem damaligen Planungsverband – dem Vorgänger des Zweckverbandes – einen städtebaulichen Entwurf, der von den Gemeinderäten beider Städte als Grundlage weiterer städtebaulicher Planungen beschlossen wurde.
Das Flugfeld bekommt seinen Namen
Der Zweckverband leitete alle weiteren notwendigen Planungs- und Vermarktungsarbeiten in die Wege. Im Januar 2004 beschloss der Verband den Namen des zukünftigen Stadtquartiers: Flugfeld. Seit Mai 2004 hat auch der Zweckverband Ehemaliges Flughafengelände seinen alten Namen abgelegt, um als Zweckverband Flugfeld Böblingen/Sindelfingen die Entwicklung und Vermarktung des Areals weiter voranzutreiben. Im Jahr 2005 wurde das Gelände von Kampfmitteln befreit und saniert. Hierzu wurden rund 800.000 Kubikmeter Erde bewegt, 11.000 t Abfälle einschließlich Bodenmaterial wurde zur Entsorgung abgefahren.
Auf dem Weg zum modernen Stadtteil
2006 konnte dann begonnen werden, das Flugfeld zu erschließen und Baugrundstücke für den Verkauf und die Bebauung vorzubereiten. Erste Straßen, Grünanlagen, Plätze, Ver- und Entsorgungseinrichtungen wurden geschaffen. In 2007 zeigte diese Vermarktungsreife ihre Wirkung: Das Siedlungswerk, die BWG und die Fa. Godel erwarben Quartiere für den Wohnungsbau, PLANA Küchenland und Sensapolis waren die ersten Unternehmen, die sich auf dem Flugfeld ansiedelten. Das Flugfeld wurde für die Öffentlichkeit freigegeben und mit ersten Hochbauarbeiten begonnen.
Das Sensapolis wird eröffnet
Im Jahr 2008 eröffnete das Sensapolis als erstes Unternehmen auf dem Flugfeld, in direkter Nachbarschaft erwarb das Hydraulikunternehmen Hydrobar ein Teilquartier. Im Dezember wurde der Grundstein für das Parkhaus in der Parkstadt gelegt.
Die ersten Bewohner ziehen ein
Noch ereignisreicher verlief 2009. Die ersten Bewohner wurden auf dem Flugfeld begrüßt, der damalige Ministerpräsident Günter Oettinger nahm per symbolischen Knopfdruck das Glasfasernetz in Betrieb. PLANA Küchenland eröffnet. Die Grüne Mitte und die Richard-Kopp-Straße wurden eingeweiht, in den denkmalgeschützten Hallen des ehemaligen Flughafens eröffnet das „Forum für Fahrkultur" MOTORWORLD. Die Flugfeld-Allee verbindet seitdem die Calwer Straße mit der Wolfgang-Brumme-Allee und mit dem Stuttgarter Unternehmen ARGON kann ein Investor für das Forum 1 präsentiert werden.
Schule und Kita nehmen ihren Betrieb auf
In 2010 setzte sich die Erfolgsgeschichte fort. Quartiere für neue Wohnungen und die dringend erforderlichen Nahversorgungsmöglichkeiten wurden an die Bauträger Mörk und GWG verkauft, der Internationale Bund errichtete eine Schule, die Interims-Kita ging in Betrieb und kümmert sich nun um die kleinsten Flugfeld-Bewohner. Hydrobar eröffnete, das Seebauwerk wurde geflutet und die Fußgängerunterführung schuf die Verbindung zwischen Flugfeld, den Bahnsteigen des Bahnhofs und Böblingens Innenstadt.
Auf dem Flugfeld zieht die Zukunft ein
2011 wurde der 2. Bauabschnitt des Meilenwerks (MOTORWORLD) konkretisiert: Auf einer Grundstücksfläche von insgesamt 5.160 Quadratmetern wird die PS-Kultur entstehen. Mit dem offiziellen Spatenstich für das Gesundheitszentrum begann eine neue Ära in der medizinischen Nahversorgung im Großraum Böblingen/ Sindelfingen. Das Kompetenz- und Dienstleistungszentrums FORUM 1 feierte Eröffnung. Mit dem Baubeginn der Flugfeld-Kindertagesstätte reagierte der Zweckverband auf den Zuzug neuer Familien. Die neue Bildungsstätte des Internationalen Bundes nahm ihren Betrieb auf. Der vierspurige Ausbau der Flugfeld-Allee wurde abgeschlossen und ist seitdem bis zum künftigen Autobahnanschluss befahrbar.
Der Zweckverband feiert sein 10-jähriges Jubiläum
Nach dem Gesundheitszentrum medicum und der Kindertagesstätte konnte 2012 auch der Kommunale Versorgungsverband Baden-Württemberg die Fertigstellung des Rohbaus feiern. Auch die Nachfrage nach Wohnungsbauquartieren auf dem Flugfeld hielt an: Die STRABAG Real Estate erwarb das Quartier 11, und wird auf 5.180 Quadratmetern hochwertige Mietwohnungen mit direktem Blick auf den "Langen See" errichten. Die Brutschin Wohnkonzepte GmbH wird auf dem Baufeld 24 60 Wohnungen und 7 Stadthäuser bauen, die Firma Weisenburger Gewerbe- und Wohnbau GmbH wird 45 Doppel- und Reihenhäuser auf dem Quartier 25-1 und 25-2 errichten. Die Umwelttechnik BW und die German Aerospace Academy (ASA) bezogen ihr neues Domizil im Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum FORUM 1, die B&B Hotels GmbH wird auf dem Flugfeld-Quartier 30 ein Hotel Garni mit 100 Zimmern und 185 Betten bauen. Im September wurde der 4.500 Quadratmeter große Leonardo-da-Vinci-Platz feierlich eingeweiht, ebenso der 12.800 Quadratmeter große Festplatz mit einem Rockkonzert. Zum ersten Mal fand der Flugfeld-Lauf statt. Im Dezember 2012 feierte der Zweckverband 10-jähriges Jubiläum.
Große Fortschritte bei gewerblichen Ansiedlungen
Am 1.01.2013 trat Peter Brenner sein neues Amt als Geschäftsführer des Zweckverbands Flugfeld Böblingen/Sindelfingen an. Der 2. Bauabschnitt FORUM 1, die Flugfeld-Kita und der Stadtteiltreff Flugfeld feierten Eröffnung, ebenso die PS-Kultur. Große Fortschritte machte die gewerbliche Ansiedlung: Der Zweckverband Flugfeld Böblingen/Sindelfingen stimmte dem Antrag zur Ansiedlung der MBtech Group GmbH & Co. KGaA zu, die STAR Deutschland GmbH erwarb das Quartier 40-1, der DRK-Kreisverband Böblingen e.V. wird auf dem 5.223 Quadratmeter großen Quartier 45-1 die neue Kreisgeschäftsstelle und eine dazugehörige Rettungswache errichten. In der Parkstadt Ost begann die STRABAG Real Estate mit dem Wohnungsbau. Zum ersten Mal fand die Flugfeld-Hocketse auf dem fertiggestellten Festplatz statt. Im August war es endlich soweit: die Geschäftsstelle Flugfeld bezog ihre neuen Räume auf dem Flugfeld im FORUM 1.
Bildnachweis: Stadtarchiv Böblingen
Weitere Informationen:
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